Emotionaler Ausnahmezustand – in Firmen, in Familien, Freundeskreisen. Menschen kommen an ihre Belastungsgrenzen und dann wird es emotional. Gehirn aus, Gefühl ein. Das Wort Gefühlsausbruch beschreibt das ganze recht bildhaft. Irgendwann brechen die Gefühle aus uns heraus. Dann, wenn wir zu viel angestaut haben. Zu viel weg gedrängt wird.

Die Corona-Krise macht uns in Bezug auf unsere Gefühle alle ein wenig „gleicher“. Manager und Supermarkt-Kassiererin. Tankstellenkunde und Firmenchef. Für alle ist die Stressbelastung in den letzten Wochen dramatisch gestiegen. An keinem gehen die Geschehnisse spurlos vorüber.

Vor allem, weil wir uns aktuell, am 28. März, in Deutschland im Abwarte-Modus befinden. Wird der Lockdown Wirkung zeigen? Darf die Wirtschaft nach Ostern wieder anlaufen? Werden die Schulen wieder geöffnet? Wie lange sitzen wir zuhause fest? Und letztlich: Wie viele Todesopfer werden wir beklagen müssen?

Alles neu. Alles anders.

Für die Mehrheit der Menschen erzeugt Neues und Ungewisses ein Gefühl der Unsicherheit. Und Unsicherheit erzeugt Angst. Angst um die Gesundheit, die Existenz. Ach, man kann vor so vielen Dingen Angst haben dieser Tage… Angst hat viele Gesichter: Verzweiflung, Enttäuschung, Ohnmacht.

Wenn wir uns diesen Themen nicht annehmen, dann gipfelt das Ganze irgendwann im Wutausbruch. Das berühmte Fass läuft über. Ob bei der Mutter, die zuhause 24/7 den Nachwuchs hütet, dem Manager, der seine komplette Belegschaft in die Kurzarbeit organisieren darf, der Kassiererin, die den ganzen Tag hysterische oder wurschtige Kunden bedienen muss… Aus den verschiedensten Gründen liegen die Nerven irgendwann blank.

Soweit, so gut. Aber was kann man mit diesen Gefühlen tun?

Emotionen bewusst verarbeiten

Ich weiß, dieses ganze emotionale Thema ist für viele nichts. Nach über 10 Jahren Coaching-Erfahrung weiß ich ganz realistisch einzuschätzen, wie viele Leute tatsächlich etwas über ihren eigenen Gefühlshaushalt wissen wollen… Wenige. Aber vielleicht ist diese Übung ein Start für Dich. Vielleicht hilft sie dir jetzt in diesen Wochen ein paar Millimeter weiter. Du brauchst es ja keinem verraten, dass du dich mit Gefühlen beschäftigst 🙂

5 Minuten zur Stabilisierung deines Gefühlshaushaltes:

  1. Halte kurz inne. Schließ die Augen. Was fühlst Du? Wie fühlst Du Dich?
  2. Wie heißt das Gefühl? Benenne es. „Ich bin traurig.“ „Ich fühle mich allein gelassen.“ „Ich bin überfordert.“ „Ich habe Angst, etwas falsch zu machen.“
  3. Fühle es. Das ist vielleicht hart. Das ist vielleicht unangenehm. Aber geh in das Gefühl rein. Fühle es. Bleib eine Weile in diesem Gefühl, auch wenn es sich nicht gut anfühlt. Spürst Du dieses Gefühl irgendwo im Körper besonders deutlich?
  4. Entspanne dich in dieses Gefühl. Atme tief durch. Atme tief ein und aus. Stell dir vor, dass dieses Gefühl sich lösen darf. Vielleicht geht es sogar ganz weg für den Moment. Verurteile es nicht. Beurteile es nicht. Es ist so, wie es ist.
  5. Wenn du noch ein paar Minuten Zeit hast, kannst du noch tiefer in die Übung einsteigen. Schreib ein paar Zeilen über das Erlebte/Gefühlte auf. Oder hilf deinem Körper, die angestauten Energien zu lösen über Bewegung, Tanz, Yoga, Joggen. Oder einfach ein paar tiefe Atemzüge auf dem Balkon, streck dich, reck dich. Gib deinem Körper die Möglichkeit, Stress abzubauen.

Angst soll uns beschützen

Noch ein Gedanke zum Abschluss: Grundsätzlich will ich hier das Gefühl der Angst nicht verteufeln. Angst hat durchaus auch einen positiven Nutzen für uns. Angst soll uns beschützen. Wir sind in der Lage Gefahren zu erkennen und ihnen auszuweichen. Wenn wir auf einen Baum klettern oder über eine viel befahrene Straße gehen… dann gibt es durchaus Situationen, in denen eine Portion Angst, bzw. Respekt vor der Aktion, durchaus Sinn macht. Achtung Gefahr! Pass auf! In diesen Situationen können wir meist angemessen handeln und uns schnell aus der gefährlichen Situation befreien.

Nutze diesen positiven Effekt auch jetzt. Lass Dich von deiner Angst ein bisschen anstacheln. Triff Entscheidungen, die dir Sicherheit geben. Plane deinen Alltag mit deiner Familie neu. Komme wieder ins Handeln, auch wenn es nur kleine Schritte sind.
Aber lass die Angst nicht in Gift umschlagen. In Panik, gelähmt sein, Resignation. Achte auf deinen Gefühlshaushalt, bevor er dich übermannt.

Ich weiß, das ist leichter gesagt, als getan. Aber jeder erste Schritt ist ein guter Schritt.

Alles Liebe.