Kein Sportverein. Keine Sauna. Kein Wochenendtrip. Kein Urlaub. Kein Shopping. Keine Eisdiele.

Wow. Je länger diese ganzen Begrenzungen dauern, selbst wenn Aktivitäten langsam wieder angefahren werden… an manchen Tagen denke ich, ich hab schlecht geschlafen und noch mieser geträumt…

Der Alltag ist voller Einschränkungen. Der Terminkalender leer gefegt. Das ist traurig. Das ist totaler Shit. Feste sind abgesagt, auf die sich alle schon seit Monaten freuen. Urlaube werden storniert. Die geplanten „Freuden“, die dem Jahr neben der Arbeit Struktur geben und für manch einen sogar Meilensteine zum Durchhalten sind – abgesagt.
All diese Absagen sind für viele von uns schon normal geworden. Aber mir persönlich geht es so: immer, wenn ich mir die Fülle an Dingen klar mache, die alle nicht sein dürfen, dann beschleicht mich Traurigkeit. Enttäuschung. Ich bin es nicht gewohnt, dass Dinge nicht gehen. Vor allem bin ich es nicht gewohnt, dass ich Dinge nicht darf!

Und dann gibt es noch diese andere Seite, die viele in den Himmel loben. Das Positive. Das, was uns alle verändern wird. Die großen Lehren, die wir alle aus dieser Krise ziehen werden. Ich kann den Overall-Optimismus, den manche an den Tag legen, nicht zu 100 Prozent teilen. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob die Welt „nach Corona“ eine bessere sein wird. Es wird so sein wie immer: es wird Dinge geben, die besser sind. Und welche, die schlechter sind. Alles hat immer zwei Seiten im Leben. Die Kunst besteht darin, beide Seiten zu entdecken und zu würdigen.

„Nix machen dürfen“ vs. „alles machen müssen“

Welche guten Seiten hat die Beschränkung auf die eigenen vier Wände? Welche guten Seiten hat ein leergefegter Terminkalender? Viele! Einige stressgeplagte Zeitgenossen genießen die freie Zeit. Sie genießen das „nix machen dürfen“, weil sie vorher das Gefühl hatten „alles machen zu müssen“. Auch verrückt. Freizeitstress gibt es gerade nicht mehr so viel… Das finde ich ein schönes Phänomen. Das übrigens auch bei Kindern gut zu beobachten war. Die sind runter gekommen. Und das tun gerade auch einige Erwachsene.
Auch die Besinnung auf die Liebsten ist eine Chance. Wann hat man schon mal die Gelegenheit so viel Zeit ausschließlich auf die Menschen zu verwenden, die einem am nächsten sind? Manch einer lernt in diesen Tagen die eigene Familie ganz neu kennen.

Kreativität vs. Geschäftigkeit

Für mich ein ganz spannender Punkt ist die Entdeckung der Kreativität. Ich glaube, dass diese Situation in vielen Menschen eine Ader freilegt, die vorher durch Geschäftigkeit verdeckt war. Kreativität kann sich entfalten, wenn sie Raum bekommt. Und diese Tage des Lockdowns schaffen ungewöhnlich viel Raum für Kreativität. Das ist durchaus eine Bewegung, von der man sich anstecken lassen darf. Kreativität braucht die Welt in so vielen Bereichen. Nicht nur in der Kunst, in der Musik. Nein, auch in der Industrie, in der Kommunikation, im Business, in der Entwicklung neuer Technologien, im Umgang mit der eigenen Zeit, im freien Spiel, in der persönlichen Entfaltung! Bitte mehr davon!

Was bleibt?

Wie gesagt, ich gehöre nicht zu denen, die diese Krise in einem Fort hochjubeln als das, was die Menschheit gerade gebraucht hat. Denn vielen Menschen tut diese Zeit richtig weh. Es trifft wie immer die Schwächsten am Schlimmsten. Daran kann ich wirklich nichts Gutes finden.

Aber was ich ehrlich für uns alle hoffe: dass von den Erkenntnissen – den großen und den ganz persönlichen – etwas hängen bleibt. Mir wird ganz klar bleiben, wie privilegiert ich bisher leben durfte. Mit wie vielen Freiheiten. Mit wie viel Spaß. Und mir wird bleiben, dass ich das alles für ganz selbstverständlich gehalten habe. Und mir ist klar: ich will das wieder zurück haben. Und vielleicht sogar noch mehr davon! Freiheit, die Möglichkeit zur persönlichen Entfaltung und zu kreativem Handeln – das sollte für alle Menschen zur neuen Normalität werden. Schön wäre das!

Alles Liebe!