Viele Erwachsene sind aus dem Häuschen, zumindest verunsichert oder wenigstens ratlos. In dieser Situation „Lockdown“ hat sich noch niemand zuvor befunden. Die Konsequenzen wochenlangen Stillstands sind noch nicht absehbar. Da ist es nur normal, dass bei vielen die Gedanken kreisen. Trotz vieler zugesicherter Finanzhilfen geht es bei unzähligen Menschen um die Existenz. Und da sprechen wir noch nicht von Ängsten um die eigene Gesundheit oder die von Familienangehörigen. Die wirkliche Krankheitswelle erwarten wir erst in der kommenden Woche.

Erklären, ohne Angst zu machen

Wie sollen wir nun die vielen Fragen unserer Kinder beantworten, wenn wir die Welt grade selbst nicht verstehen? Die Antwort ist für mich relativ einfach: so gut wir das aktuell können. Denn: nichts sagen ist keine Alternative. Es gibt die gut gemeinte Haltung, dass es besser sei, die Kinder vor schwierigen Themen zu schützen. Das funktioniert nicht. Unsere Kinder sind nicht taub, blind und doof. Sie hören Teile der Nachrichten, sie lauschen den Gesprächen der Erwachsenen, sie nehmen die Kommunikation an den Handys war, die Telefonate, die neuesten Berichte aus der Firma usw. Aus diesen Teilen setzen sie ein Bild der Situation zusammen. Wenn sie dann auf Nachfragen nur ein „das ist alles nicht so schlimm“, „da bist du noch zu klein“, „mach dir da keine Gedanken“ bekommen… ja was werden sie wohl tun? Sie werden sich ihr eigenes Bild machen. Und im schlechtesten Fall wird Angst und Unsicherheit geschürt.

Nimm deine Kinder ernst. Kinder sind sensibel für Stimmungen. Sie merken ganz genau, wenn irgendetwas faul ist. Und natürlich wollen sie wissen, was das ist.

Erkläre deinen Kindern, dass die Situation grade für alle neu ist. Dass viele Leute jetzt noch nicht genau wissen, was kommt. Erkläre ihnen, dass du für sie da bist, wenn sie Fragen haben. Dass Du ihnen erklärst, was du weißt. Und dass du vielleicht manche Dinge auch nicht weißt. Erkläre ihnen wie es aus deiner Sicht aktuell gut ist zu handeln. Warum wir jetzt zuhause sind. Nimm ihnen die Angst, erzähle ihnen keine Horrorgeschichten, aber sag, dass wir jetzt gemeinsam alles tun, dass das schnell vorbei geht. Und dass jede Situation auch Gutes hat.

Kinder können auch mit schwierigen Situationen umgehen. Und das können sie sicherer, wenn sie ernst genommen und mit genommen werden.

Aktiv nachfragen

Manchmal rücken Kinder nicht sofort mit ihren Ängsten raus. Sie sehen, dass die Eltern angespannt sind und halten sich zurück. Gerade „Kopfkinder“, die alles erst für sich ordnen müssen, bevor sie sich jemandem anvertrauen, brauchen aktuell mehr Aufmerksamkeit. Nach außen scheint oft alles in Ordnung, aber innen rattern die Gedanken. Hier kann es helfen, wenn du in einer ruhigen Minute das Gespräch suchst. Nachfragen „beschäftigt dich etwas?“. Damit gibst du deinem Kind die Aufmerksamkeit und die Bühne, die es vielleicht braucht, um Sorgen zu äußern. Und diese Sorgen drehen sich oft gar nicht um das große Weltgeschehen. „Wann kann ich meinen Freund wieder besuchen?“ Das kann ein drängendes Problem für ein Grundschulkind sein. Und da kann ganz schnell Abhilfe mit einem Video-Chat geschaffen werden.

Auf die eigenen Worte achten

Kinder nehmen die Kommunikation der Erwachsenen sehr genau wahr. Jeder kennt die kleinen „Das sagt man aber nicht“-Polizisten, die messerscharf erkennen, wenn Mama das SCH-Wort raus rutscht. Mit derselben Aufmerksamkeit werden aber natürlich auch neue Worte wie Kurzarbeit, Krise, Existenz gefährdend, tödlich, Pandemie gehört. Und weil die Kinder nicht wissen, was das bedeutet, macht es sie unsicher. Der Zusammenhang sagt ihnen, dass es nichts Gutes ist, was da kommt. Überlasse die Interpretation dieser Worte nicht der Phantasie deiner Kinder. Wenn dir auffällt, dass die Kinder besorgt reagieren, dann nimm dir die Zeit und versuche, die Dinge zu erklären.

Gerade in emotional aufgeladenen Situationen ist es wichtig, auf die eigenen Worte zu achten. Wir bauen damit entweder das Vertrauen unserer Kinder in die sie umgebende Welt auf oder machen es zunichte. Es macht einen Unterschied, ob Menschen „verrecken“ oder „sterben“. Es macht einen Unterschied, ob „die Politik zu blöd ist“ oder „ob der Staat schwere Entscheidungen treffen muss“. Es macht einen Unterschied, ob „die Hausaufgabe totaler Mist ist“ oder ob „wir das schon hinkriegen“.

Sei dir deiner Kommunikation bewusst. Und der Wirkung deiner Worte auf deine Kinder.

Alles Liebe